Auch mit Josef Zotter waren wir im Gespräch, ob er als Pionier auf der Freiräume (Un)Conference 2017 mitwirkt. Leider geht sich das bei Josef heuer terminlich nicht aus. Dafür hat er uns Manuela ein kurzes Interview dazu gegeben, welche Gedanken ihn derzeit umtreiben.

Josef Zotter

Josef Zotter

Manuela: Woran arbeitest du gerade, um es „ein bisserl anders“ zu machen?

Josef: Was soll ich sagen … es geht immer irgendwie weiter … täglich tausend Entscheidungen … oft ein bisserl Angst vor der Zukunft. Wir Menschen werden zunehmend in Konkurrenz stehen mit Robotern … die sehr vieles besser können als Menschen … ausdauernder .. und ganz leicht auszutauschen … alles sehr sehr schrecklich … aber es kommt immer näher …und wir müssen uns dem Thema stellen.

Auch wir werden technologisch immer komplexer …wir können sagen nein … machen wir nicht mit … oder wir schauen uns das an.

Nur für die romantische Handarbeit sind Kunden immer weniger bereit Geld auszugeben … obwohl es natürlich ein Kreislauf ist … die Menschen Arbeit brauchen.  Gut, brauchen tun wir die Arbeit nicht, ohne ist besser … nur: wer finanziert das Leben ohne Arbeit?  Sicher gibt es dazu schon Lösungsvorschläge wie das bedingungslose Grundeinkommen, aber das umzusetzen wird noch ein wenig dauern … hoffentlich nicht zu lange.

Du hast mir erzählt, dass ein gewichtiger Teil Deiner Arbeit ist rauszufinden, was Deine MitarbeiterInnen gut können und zu schauen, dass sie am richtigen Platz sind. Hast Du ein Beispiel für uns, wie du das machst? 

Na ja das ist ganz einfach … da stellt sich eine Grundsatzfrage: Wo ist der Chef … am besten platziert? Im Glasbüro am Dach? Oder doch besserer in der Nähe der Werkbank? Ich bin halt lieber dabei bei den Arbeitsabläufen, und da sieht man dann natürlich sofort, wo jemand mehr Talent hat. Alles ist möglich und nix ist fix. Die Arbeiten, die normalerweise ein Chef macht, können eh andere erledigen.  Mittagessen mit Kunden usw.

Die eine Entscheidung liegt beim Chef – die andere Entscheidung liegt bei den MitarbeiterInnen. Soweit ich weiß, gibt es bei Euch beides. Welche Rahmenbedingungen braucht es Deiner Meinung nach, um zu wissen, wo die Entscheidung richtig aufgehoben ist? 

Na ja da pflegen wir schon ein demokratisches System … obwohl … so demokratisch bin ich in vielen Themen gar nicht!   Bei der Rezeptentwicklung beispielsweise bin ich eher patriarchalisch eingestellt … das ist die Essenz unserer Produkte. Und wenn man Innovationen vorantreiben will, muss man manchmal Dinge tun, die vordergründig völlig unverständlich sind  … vieles geht auch daneben, dann braucht es jemanden, der verantwortlich ist und deswegen den Job nicht verliert. Da lasse ich mir nicht viel dreinreden … hilft ja nix, es steht ja mein Name drauf :-)

Aber die Arbeitsabläufe gestalten wir  gemeinsam, und Dienstpläne macht jeder zuerst einmal selber. Frauen mit Schulkindern arbeiten am Vormittag und andere eben am Nachmittag … wenn es normal läuft muss ich nicht eingreifen … wenn es gar nicht geht und plötzlich niemand da ist,  weil am Montag niemand Zeit hat … ja dann muss ich eingreifen … aber dazu kommt es einfach kaum bis gar nie! Das hat sich gut eingespielt … es wissen alle, welche Arbeiten zu erledigen sind, und die Teams der besten Kräfte bilden sich von selber. Eben fast immer … dazu ist ein Chef auch da … manchmal halt den Bösen zu spielen … um dann, wenn alles klappt, wieder streichelweich zu sein ;-)

Lieber Josef, herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, und uns an deinen Gedanken teilhaben zu lassen.