Der Stellenwert der Arbeit lässt sich in zweifacher Weise betrachten: für mich selbst und für die Gesellschaft. In vielen Coachings konnte ich beobachten, dass der Arbeit ein hoher – und oft auch ein zu hoher – Stellenwert zugeschrieben wird. Gleichzeitig sind übermäßige Arbeitszeiten (zum Beispiel 50 Stunden pro Woche und mehr) oft der Anlass für das Coaching. Wichtig ist hierbei, den Stellenwert der Arbeit von der Selbstverwirklichung zu unterscheiden.
Selbstverwirklichung ist das „was man wirklich, wirklich will“ (Frithjof Bergmann, „Mr. New Work“) oder auch die Spitze der Maslowschen Bedürfnispyramide. Im Idealfall bilden also meine Arbeit und meine eigenen Werte eine große Schnittmenge. Dies kann für angestellte Mitarbeitende und vor allem für Selbständige zu einem Dilemma führen, wenn Arbeitsbelastung und Arbeitszeiten stark zunehmen und eine Reduzierung geboten erscheint: „Ich mache das, wofür ich Geld bekomme, wirklich gerne – soll ich nun wirklich weniger machen?“
Eine kleine Anekdote dazu: Ich begleite gerade eine Führungskraft im mittleren Management. In der zweiten Sitzung hat sie mir „gestanden“, dass sie letztes Jahr um 153 Überstunden „umgefallen ist“ – das heißt, die 153 Überstunden wurden weder mit Freizeit …
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Der Stellenwert der Arbeit lässt sich in zweifacher Weise betrachten: für mich selbst und für die Gesellschaft. In vielen Coachings konnte ich beobachten, dass der Arbeit ein hoher – und oft auch ein zu hoher – Stellenwert zugeschrieben wird. Gleichzeitig sind übermäßige Arbeitszeiten (zum Beispiel 50 Stunden pro Woche und mehr) oft der Anlass für das Coaching. Wichtig ist hierbei, den Stellenwert der Arbeit von der Selbstverwirklichung zu unterscheiden.
Selbstverwirklichung ist das „was man wirklich, wirklich will“ (Frithjof Bergmann, „Mr. New Work“) oder auch die Spitze der Maslowschen Bedürfnispyramide. Im Idealfall bilden also meine Arbeit und meine eigenen Werte eine große Schnittmenge. Dies kann für angestellte Mitarbeitende und vor allem für Selbständige zu einem Dilemma führen, wenn Arbeitsbelastung und Arbeitszeiten stark zunehmen und eine Reduzierung geboten erscheint: „Ich mache das, wofür ich Geld bekomme, wirklich gerne – soll ich nun wirklich weniger machen?“
Eine kleine Anekdote dazu: Ich begleite gerade eine Führungskraft im mittleren Management. In der zweiten Sitzung hat sie mir „gestanden“, dass sie letztes Jahr um 153 Überstunden „umgefallen ist“ – das heißt, die 153 Überstunden wurden weder mit Freizeit ausgeglichen, noch wurden sie ausbezahlt. In der sechsten Sitzung waren Überstunden wieder Thema. Die Führungskraft hatte wieder 80 Überstunden angesammelt – präsentierte nun aber voller Stolz die Erfolgsmeldung: „Diese Woche habe ich schon fünf Überstunden abgebaut und mir Zeit für mich selbst genommen.“ Hier wird die neu justierte Wertigkeit der Arbeit für die Führungskraft sichtbar: vom übermäßigen Engagement („Overcommitment“) zu einem „Balanced Commitment“. Arbeit und Privatleben stehen in einem ausgeglichenen und gesunden Verhältnis zueinander.
Der Stellenwert, den Arbeit für mich selbst besitzt, beschreibt die Wertigkeit, den man der Arbeit gibt – vor allem im Vergleich zu Freizeit, Familie, Privatleben. Arbeit kann in diesem Zusammenhang auch identitätsbildend sein. Man sieht sich selbst als Teil eines größeren Ganzen: „Ich bin ein Siemensianer“, um ein historisches Beispiel zu bemühen. Der hohe Stellenwert der Arbeit hat meist jedoch viel pragmatischere Gründe. Durch meine Arbeit kann ich meine Ausgaben (für Familie, Hobbys, Reisen, Kredit et cetera) decken. Deshalb verhalte ich mich in der Arbeit loyal oder zumindest pflichtbewusst: „Die Arbeit muss ja gemacht werden“ – und das unabhängig davon, ob diese gut geplant und strukturiert ist.
Der Stellenwert der Arbeit in der Gesellschaft beschreibt jene Wertigkeit, den die Gesellschaft der jeweiligen Berufsgruppe beimisst. David Graeber hat mit dem Begriff der „Bullshit-Jobs“ einen interessanten Beitrag dazu geliefert. Bei Bullshit-Jobs geht es (eigentlich) nicht bloß um Scheiß-Jobs („Ausnutzer-Partie“, wie man in Österreich sagt, also viel und harte Arbeit für wenig Geld), sondern um all jene Jobs, die wenig Sinnerfüllung für sich selbst und für die Gesellschaft bieten. „Was passiert, wenn die Berufsgruppe X verschwindet?“, diese Frage ist der einfachste Bullshit-Job-Test. Ein kurzes Beispiel. X1: Beauty-Influencerin, X2: Elementarpädagogin?
Wenn X1 verschwindet, wird die Gesellschaft trotzdem weiterlaufen. Wenn wir zu wenig Fachkräfte in der Elementarpädagogik haben, funktioniert das gesellschaftliche Zusammenleben nicht mehr. Ansätze dazu sehen wir in Deutschland und Österreich schon. Es gibt bereits einen Mangel an Fachkräften in der Elementarpädagogik – mit entsprechenden Auswirkungen für die betroffenen Eltern.
Auf der einen Seite muss nicht alles, was einen Wert hat, auch einen Preis haben (frei nach Wolfgang Ambros). Auf der anderen Seite sollte der Stellenwert der Arbeit honoriert werden. Es geht also nicht um ein „Entweder-oder“ sondern um ein „Sowohl-als-auch“.
Klatschen am Balkon ist zu wenig, wir – als Gesellschaft – müssen sagen: „Diese Arbeit ist es uns wert!“
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