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Was macht deine Organisation zu einem Pionierunternehmen?

Die Freiraum.Klasse ist eine Schulklasse in Waidhofen an der Ybbs. Der wahrscheinlich deutlichste Unterschied zum klassischen Schulsystem hat viel mit TEMPO und ENTWICKLUNG zu tun, denn: die Schüler*innen dürfen zu einem großen Teil ihr Lern-/Entwicklungstempo selbst wahrnehmen und wählen. Die pädagogische HALTUNG ist u.a. geprägt von:

  • Vertrauen in die natürliche Lernkompetenz von Kindern,
  • von der nährenden Wirkung eines potentialorientierten Blicks,
  • von der Wichtigkeit sozialen Lernens.

Die Kinder lernen altersgemischt und können die gesamte Schulzeit dort verbringen. Organisatorisch ist die Freiraum.Klasse Teil der allgemeinen Volksschule Waidhofen/Ybbs (später dann auch Teil der Mittelschule) – sie baut somit eine Brücke zwischen dem klassischen Schulsystem und freier Pädagogik.

Der Weg von der Vision dieses Bildungsangebots zur Verwirklichung (und darüber hinaus) ist geprägt von HANDLUNGSMUSTERN wie zb:

  • sowohl-als-auch statt entweder-oder,
  • von einfach-mal-einen-ersten-schritt-tun,
  • von wertschätzen-was-ist und gleichzeitig denken: was wenn alles möglich wäre…

Die Freiraum.Klasse wurde von Elisabeth Lietz initiiert, konzipiert und 3 Jahre lang gemeinsam mit der örtlichen Bildungsdirektion, dem Bürgermeister, der Schuldirektorin und weiteren Eltern auf den Weg gebracht. Seit September 2022 wird sie von 10 Kindern, 2 Lehrbegleiterinnen und 2 Freizeitpädagoginnen belebt.

Wie erlebst du das Spannungsfeld zwischen Entwicklung und Tempo in deiner Organisation?

Hier gibt es mehrere Erlebnis-Ebenen: Zum einen, die der Kinder: Was ist mit Entwicklung gemeint? Die persönliche, die soziale, das Lernen von Kulturtechniken? Eines ist hier jedenfalls sicher: das alles darf in einem Tempo passieren, das so nah wie möglich an der Eigengeschwindigkeit des Kindes angesiedelt ist – mit dem Ziel (und bis dato ist das so), die Begeisterung für Schule, für Lernen, für die eigenen Entwicklung zu erhalten.

Zum Anderen die Weiter-Entwicklung der Freiraum.Klasse – Die Entwicklung, Adaptierung und Anpassung ist stetig und passiert in unterschiedlichen Tempi. Hier geht es um Fragestellungen wie zB Wie viel Freiraum des Einzelnen ist möglich in einer Gruppe? Hier braucht es vor allem Achtsamkeit und Aufmerksamkeit – und auch Zeit, darauf zu schauen.

Und dann noch die Ebene der Eltern, die sich mit den neuen Erfahrungen mitentwickeln und mitlernen, denn 99% der Eltern kennen dieses freiere Lernen nicht aus eigener Erfahrung. Hier haben wir gelernt, dass ein rasches Ansprechen von Themen in Kombination mit einem achtsamen Umgang, der durchaus auch Zeit in Anspruch nimmt, hilfreich ist.

Warum sollte eine Teilnehmerin ausgerechnet zu deiner Pionierstation kommen?

Im besten Fall, um inspiriert zu werden! Vom Gedanken, dass die Zukunft unserer Gesellschaft, unserer Organisationen, die Verwirklichung von einem kooperativen Miteinander,… beim Schulsystem unserer Kinder beginnt.

Oder um schauen: was hat denn da alles gut funktioniert? Was kann ich mir davon für mich mitnehmen?

Welche Fragen bringst du selbst zur Pionierstation mit?

Mich interessieren andere Beispiele von Systemen, die neu und anders sind, aber doch räumlich nah zum Traditionellen – wie entwickeln die sich?

Christian Moser

Elisabeth Lietz