Was macht deine Organisation zu einem Pionier?
Die Freiraum.Klasse der Volksschule Waidhofen an der Ybbs lässt viel vom klassischen Schulsystem weg: so zB Stundenglocken, Altersgleichheit der Kinder, enge Vorgaben womit sich die Kinder wann und in welcher Intensität beschäftigen müssen, das Verbot vom Anderen abzuschauen, …
Stattdessen gibt es für die Kinder mehr Möglichkeiten für Selbstbestimmung, für mehr Mitentscheiden, für kooperatives Lernen, für das Spüren eigener Interessen, für das eigene Tempo, … Das alles führt im besten Fall zu einem Gefühl von Selbstwirksamkeit, und etwas das sowieso da ist bleibt erhalten: die Lernfreude.
Wie erlebst du »Freiraum schaffen durch Weglassen« in deiner Organisation?
Elisabeth: Etwas wegzulassen ermöglicht mir Freiraum für ein Stattdessen. Für mich bedeutete das instinktiv sowas wie frische Luft, neue Möglichkeiten, eine positive Veränderung, … Und zwar weil ich nach dem erspürten Bedürfnis etwas wegzulassen darüber nachdenke, was stattdessen da sein soll. Das bringt die Energie, es loszulassen. Ich persönlich finde die Beschäftigung mit dem Zustand der dann da sein soll spannender, weil es wahrscheinlich ein etwas genaueres Hinschauen braucht, um diesen neuen Zustand erfassen, im Vergleich zum Erspüren was weggelassen werden soll.
Maria: Als Lehrerin erlebe ich das Freiraum schaffen durch Weglassen von ständigen Hausaufgaben, Tests und nicht lebensnotwendigen Lerninhalten als äußerst positiv, da es sowohl den Druck auf die Schüler als auch meine eigene Arbeitsbelastung reduziert. Dies ermöglicht mir, den Unterricht kreativer, fokussierter und individueller zu gestalten, was die Motivation und das Wohlbefinden aller Beteiligten steigert.
Weniger starre Vorgaben und Bewertungen schaffen Raum für kreative und innovative Lehrmethoden. Ich kann den Unterricht flexibler gestalten, mehr projektbasiertes Lernen einführen und die Schüler ermutigen, eigenständig zu forschen und zu entdecken
Warum sollte eine Teilnehmerin ausgerechnet zu deiner Pionierstation kommen?
Falls jemand Interesse daran hat, wie neue Wege (mehr Freiraum, kooperativ, potentialfokussiert, …) im Bildungsbereich gegangen werden könnten. Falls jemand wissen möchte, wie diese Veränderungen innerhalb des Systems gelungen sind und was unsere Stolpersteine waren und sind. Und falls jemand wissen möchte, wie man als Privatperson hier Veränderungen initiieren könnte.
Welche Fragen bringst du selbst zur Pionierstation mit?
Zur Inspiration – wie gelingt es anderen etwas loszulasse?
Wo helfen Regeln und wo genügen leitende Prinzipien – in der Schule?
Elisabeth Lietz
Maria Hönickl