Freiräume 2024 - Unternehmens- und Bildungspioniere

Was macht deine Organisation zu einem Pionier?

Wir sind ein Alten- und Pflegeheim in Oberösterreich, welches sich aufgrund der immer schwereren Rahmenbedingungen überlegt hat, einen neuen Weg einzuschlagen. Im Rahmen eines Organisatinsentwicklungsprozesses im Diakoniewerk, in dem ein starker Fokus auf Ermächtigung der einzelnen Einrichtung und dem „Point of Service“ gelegt wurde, bekamen wir im Haus für Senioren Bad Zell die Möglichkeit, als Pioniereinrichtung die soziokratische Kreisorganisationsmethode zu erproben.

Begleitet durch ein Team für Partizipationsentwicklung starteten wir mit der Analyse und Implementierung. Nach nun knapp einem Jahr Begleitung, stehen wir jetzt kurz davor, mit unserer Einrichtung ins selbstständige Arbeiten entlassen zu werden. Ein aufregender und energiegeladener Prozess, welcher seine Wurzeln immer tiefer in den Boden gräbt und Stabilität gibt. Wir schaffen Freiräume durch Weglassen klassischer Hierarchien und hoher Beteiligung unserer Mitarbeiter:innen!

Wie erlebst du »Freiraum schaffen durch Weglassen« in deiner Organisation?

Ich persönlich erlebe Freiraum durch Weglassen in dem, dass unsere Kolleg:innen ein hohes Maß an Selbstverantwortung tragen. Durch starkes Vertrauen auf die Weisheit des Kreises in der soziokratischen Arbeit ergibt sich eine Gewisse Art von Leichtigkeit. Der Druck, Entscheidungen nicht allein treffen und tragen zu müssen macht frei und gibt Sicherheit. Diese Aspekte fördern wiederum die Persönlichkeitsentwicklung aller Kolleg:innen. Man spricht über Dinge und jede:r wird gehört! Somit reduzieren sich Konflikte und Probleme auf ein Minimum und der Freiraum für eine schöne und sinnvolle Arbeit ist gegeben. Letztendlich zahlt dies auf eine hohe Arbeitsqualität unsere Mitarbeiter:innen und Lebensqualität unserer Bewohner:innen ein. Eine Win – Win Situation im klassischen Sinn!

Warum sollte eine Teilnehmerin ausgerechnet zu deiner Pionierstation kommen?

Wir bieten einen Einblick in die „Sozikratische Kreisorganisationsmethodik“ in einem Alten – und Pflegeheim des Diakoniewerks von der Entscheidung diesen Weg einzuschlagen, über die Analyse der Einrichtung bis hin zur Implementierung von SKM. Außerdem werden wir die 4 Grundprinzipien der Sozokratie vorstellen und möglicherweise eine Teil der Methodik ausprobieren können.

Welche Fragen bringst du selbst zur Pionierstation mit?

Eine Frage wird sein, wie man nach Auslaufen der Begleitung, gut und die selbstständige Arbeit kommen und den hohen Standard halten kann.

Eine weitere Frage beschäftigt sich stark mit der Thematik, wie groß sollen soziokratische Kreise in sozialen Einrichtungen sein, da aufgrund der Turnusdienste, Krankenstände, Urlaube etc. immer wieder Kreismitglieder bei Treffen nicht dabei sein können, der Kreis aber gut arbeitsfähig / entscheidungsfähig bleiben soll. Braucht es Ersatzmitglieder?

Und wie kann man in Einrichtungen nur methodische Teile der Soziokratie nutzen, ohne die SKM als gesamtes zu implementieren?

Michael Zwölfer

Christina Gradl