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Was macht deine Organisation zu einem Pionier?

Die Katholische Kirche Steiermark geht einen Pionier-Weg und denkt sich neu: Im Spannungsfeld zwischen Autokratie (hierarchische Strukturen in der Katholischen Kirche) und „demokratischen“ Beteiligungsprozessen (von Papst Franziskus als Weg der Synodalität benannt und in der DNA der Katholischen Kirche grundgelegt) die wir in unserem Rahmen strukturell als auch im Mindset beleben.

Ähnlich wie in privatwirtschaftlich geführten Unternehmen beschäftigen wir uns mit dem Austarieren von Tradition und Neuem, der Neuverteilung von Macht von Haupt- und Ehrenamtlichen unter besonderen Rahmenbedingungen. Wir sind dabei, unterschiedliche Rollen (Ehrenamtliche, Hauptamtliche, Priester teilweise aus der ganzen Welt, etc.) zu involvieren. Dabei sind uns Charismenorientierung und die Werte der Organisation leitend, um gesellschaftliche Wirksamkeit in der Steiermark zu erzielen.

Die Katholische Kirche Steiermark ist Teil eines weltweiten Systems, das zunehmend mehr auf Partizipation auch in Entscheidungsprozessen setzt. Der Widerspruch zwischen „Autokratie“ und „Demokratie“ besteht nur auf den ersten Blick, es entstehen regionale Räume, die es in einer Pioniersituation für eine Diözese zu erkunden und zu füllen gibt. Das ist Chance und Herausforderung.

Wie erlebst du das Spannungsfeld von Autokratie und Demokratie in deiner Organisation?

Sabine: Die Schritte der Umsetzung, sowohl in der Zentralstelle als auch in den Regionen und Gemeinden, erfolgen in unterschiedlichen Tempi und in verschiedener Ausgestaltung. Unterschiedliche Modelle von Teamarbeit werden gelebt. Die Herausforderung und auch Chance stellt sich bei der Frage nach dem Miteinander diverser Teams, wo Teammitglieder aus unterschiedlichen Kulturen, Mindsets, Spiritualitäten, Haltungen und Professionen zusammen kommen, und gemeinsam mit Ehrenamtlichen vor Ort Verantwortung tragen. Sensibel wird versucht, mit einer inklusiven Haltung beteiligende Prozesse zu ermöglichen und Entscheidungen auf eine breite Basis zu stellen. In der Praxis zeigen sich zaghafte Pflänzchen eines Miteinanders. Wir sind am Lernen.

Susanne: Ich erlebe das Spannungsfeld von „Autokratie und Demokratie“ sehr herausfordernd in der Organisation: auf formaler Ebene (zB wo werden Entscheidungen getroffen, wo wird Macht neu verteilt), aber auch auf non-formaler emotionaler Ebene. Die Möglichkeit, partizipativ zu entscheiden, ist für einige große Freude, für andere teilweise herausfordernd. Dem Umgang mit Ambiguitäten und Ambivalenz steht der Wunsch nach Sicherheit entgegen, allzuoft auch der Wunsch nach starken Autoritäten. Neben strukturellen Änderungen lernen und üben wir auch Formen des Aushandelns und gemeinsam Entscheidens ein zB das Konsent-Prinzip, das synodale Gespräch. Letztendlich geht es um die Veränderung der Organisationskultur.

Warum sollte eine Teilnehmerin ausgerechnet zu deiner Pionierstation kommen?

Wir bieten Einblicke in den Transformationsprozess der Katholischen Kirche Steiermark, es wird Überraschendes dabei sein. Und wir möchten mit den Teilnehmer:innen als Expert:innen aus ihrem eigenen Bereich/Unternehmen zu den Themen Machtverteilung, Chancen und Grenzen der Partizipation in Entscheidungsprozessen und die Werte dahinter in Austausch gehen und lernen.

Welche Fragen bringst du selbst zur Pionierstation mit?

Wo endet Partizipation bzw. welche Grenzen auf welchen Ebenen und welche Kriterien haben andere Unternehmen/Organisationen und wie gehen sie damit um?

Wir haben interkulturelle Teams: Inwiefern gibt es interkulturelle Implikationen, die in der Frage nach Beteiligung beachtet werden sollen?

Machtumverteilung bedeutet für einen Teil oft auch weniger Macht: Wie wird es attraktiv?

Sabine Petritsch

Susanne Ebner-Benedikt