Was macht deine Organisation zu einem Pionier?
Die PHDL bildet seit 50 Jahren Primarstufenlehrer:innen aus. Ca. alle 10 Jahre wird ein neues Curriculum entwickelt, um die Ausbildung an die aktuellen Anforderungen der Schulwirklichkeiten anzupassen.
Bei der Erarbeitung des aktuellen Curriculums ging die PHDL einen neuen Weg: Es wurde nicht wie bisher üblich von einer kleinen Gruppe vom Rektorat beauftragter Personen erarbeitet, sondern unter Mitwirkung aller Kolleginnen und Kollegen.
Ziel war es, trotz der hierarchischen Struktur der PHDL, in einen Prozess mit hoher Partizipation und Orientierung an demokratischen Grundprinzipien zu einem neuen Curriculum zu kommen, das von vielen Kolleginnen und Kollegen mitgetragen wird.
Wie erlebst du das Spannungsfeld von Autokratie und Demokratie in deiner Organisation?
Ute: Ich bin seit mehr als 20 Jahren an der PHDL als Lehrende in verschiedenen Bereichen tätig. Als überaus motivierend empfinde ich, dass ich neue Ideen für Projekte oder Lehrveranstaltungen in Absprache mit der Institutsleitung umsetzen kann und es hier keine langwierigen Genehmigungsverfahren braucht. Auch die Freiheit der Lehre ist mir ein hohes Gut, das an der PHDL geschätzt und geschützt wird.
Andererseits ist die PHDL eine dem Ministerium nachgeordnete Dienststelle, und somit bleibt die Autonomie der Organisation in einem marginalen Bereich. Wir bilden Primarstufenlehrer*innen in zum Teil noch sehr „verschulten“ Strukturen (Stichwort Lehrveranstaltungsplan) aus, was ein Aufbrechen tradierter Organisationsstrukturen hin zu mehr Agilität und Demokratie immer wieder schwierig macht.
Cornelia: Als langjährige Institutsleiterin habe ich Erfahrungen in einer „Sandwich“- Position gemacht – ich war zwischen den Vorgaben des Rektorats und den Anliegen der Kollegenschaft eingespannt, was sich oft als hinderlich für die Umsetzung meiner Ideen herausstellte.
Nachdem ich meine Leitungsverantwortung nicht mehr verlängert hatte, hatte ich die Vision mit einer Projektgruppe ein Curriculum unter Einbezug möglichst aller (zumindest vieler) Kolleg:innen zu entwickeln, ohne Zeitdruck des Alltagsgeschäftes und mit Freiräumen, die zuvor mit dem Rektorat ausgehandelt wurden. Ich wollte mit und für die Kolleg:innen Räume für die Zusammenarbeit schaffen, sie zum eigenverantwortlichen Handeln anregen.
Warum sollte eine Teilnehmerin ausgerechnet zu deiner Pionierstation kommen?
Zur Pionierstation PHDL kommst du, wenn du dich darüber austauschen möchtest, wie Partizipation und demokratische Grundprinzipien in einer hierarchisch aufgebauten Organisation möglich und lebbar gemacht werden können. Wir sprechen über Herausforderungen der partizipativen Arbeit mit mit Kolleginnen und Kollegen, mögliche Wege und Erfolge, tauschen uns über unsere learnings aus und stärken uns damit gegenseitig, demokratische Grundprinzipien in unseren jeweiligen Organisationen zu unterstützen.
Welche Fragen bringst du selbst zur Pionierstation mit?
Wie kann man Kolleg:innen zur Mitarbeit in einem partizipative Prozess motivieren?
Braucht es bestimmte Grundhaltungen? Braucht es spezielle Werkzeuge dazu?

Ute Vogl

Cornelia Kittinger