Laden...

Nachbericht für die Presse

Aus der Sicht von und für Mitarbeiter:innen

Welche Firmen waren auf der FREIRÄUME (UN)CONFERENCE 2022 vertreten um sich auszutauschen?

GREGOR KARLINGER (Veranstalter): Die Pionier-Organisationen bei den Freiräumen bilden ein sehr breites Spektrum ab: Von sehr kleinen bis zu sehr großen Unternehmen, quer über viele Branchen: IT, Soziales, produzierende Unternehmen, Schulen und andere Bildungseinrichtungen, Gewerbeunternehmen wie beispielsweise ein Autohaus, Handelsunternehmen, …

Mit dabei war heuer beispielsweise auch der Online-Händler niceshops, frischgebackener bester Arbeitgeber Österreichs in der Kategorie Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter*innen.

Die Pioniere eint ein sehr menschenzentrierter Zugang zur Organisation des eigenen Unternehmens. Praktisch alle Organisationen berichten von mehr Motivation und Zufriedenheit bei den Mitarbeiter*innen!

JEANNY GUCHER (Our Patterns.com): Der Mix an Unternehmen ist inspirierend. Vom IT-Unternehmen mit 120 MitarbeiterInnen zu Telekommunikationskonzernen wie A1, DM als Drogeriekette, Bauunternehmen bis zur Freien Schule ist alles dabei. Und die Idee von „New Work“, wie die Zusammenarbeit der Zukunft aussehen kann, verbindet sie alle.

Eines ist klar: Egal welche Branche, jedes Unternehmen, das an der FREIRÄUME (UN)CONFERENCE teilnimmt, ist ein Arbeitgeber der Zukunft! Denn allein die Tatsache, sich zwei Tage für diesen intensiven Austausch Zeit zu nehmen, zeigt das ehrliche Interesse, wirklich etwas in neue Organisationsformen investieren zu wollen.

Welche Veränderungen wurden besprochen aus Sicht des Arbeitnehmers? Was genau bedeutet „New Work“? Ist New Work ein Trend oder die Zukunft?

GREGOR KARLINGER (Veranstalter): Ein wichtiges Thema bei den Freiräumen ist es, wie Arbeit in Organisationen so gestaltet werden kann, dass Mitarbeiter*innen einen Sinn in ihrem Tun erkennen, beispielsweise was ihr Beitrag zu einem übergeordneten größeren Ganzen ist. Oder wie dem großen Bedürfnis nach mehr Autonomie in der konkreten Ausgestaltung der eigenen Arbeit Rechnung getragen werden kann (Stichwort Selbstorganisation).

JEANNY GUCHER (Our Patterns.com): Der Begriff „New Work“ umfasst inzwischen viele unterschiedliche Möglichkeiten der Umsetzung, wie Scrum, Kanban, Holacracy und vieles mehr. Folgende Prinzipien, die für Arbeitnehmer*innen interessant sind, finden sich aber immer: Selbstorganisation, viel Autonomie in den Entscheidungen und ein klarer, übergeordneter Sinn, den das Team bzw. das Unternehmen verfolgt. Die Führungsebene gibt also einen Rahmen vor, in dem man sehr frei gestalten kann, WIE man die Aufgaben umsetzen will.  Alle Entscheidungen, die zur Umsetzung gehören, treffen die Fachkräfte und Expert*innen selbst bzw. miteinander. Das schafft Gestaltungsfreiheit und Flexibilität, fordert aber auch ein deutlich höheres Maß an Verantwortung von den Arbeitnehmer*innen ein.

Es entsteht also der Eindruck, dass bei all diesen Konzepten der Arbeitnehmer wieder eine viel wichtigere Rolle erhalten soll.

GREGOR KARLINGER (Veranstalter): Gerade erleben wir eine Zeit, in der sich der Arbeitsmarkt von einem Nachfragemarkt (mehr Nachfrage nach Arbeit als Angebot durch die Unternehmen) zu einem Anbietermarkt (mehr Angebot an Arbeit als Nachfrage durch potentielle Mitarbeiter*innen) verändert.

Arbeitnehmer haben dadurch eine gestärkte Position im Markt und können stärker eigene Bedürfnisse an die konkrete Ausgestaltung eines Arbeitsplatzes einbringen.

Die Pionier-Organisationen, die typischerweise bei den Freiräumen vertreten sind, sind auf diese Veränderung gut vorbereitet. Denn die meisten setzen sich schon seit Jahren damit auseinander, wie Arbeit gestaltet werden muss, damit Mitarbeiter*innen darin einen Sinn sehen und nachhaltig Freude an ihrer Tätigkeit im Unternehmen haben.

Müssen für Jobs in einem nach NEW WORK Prinzipien geführten Unternehmen spezielle Talente mitgebracht werden? Was wird von mir als Arbeitnehmer*in erwartet?

GREGOR KARLINGER (Veranstalter): Von einem Arbeitnehmer / einer Arbeitnehmerin erwarten Unternehmen, wie sie als Pioniere bei den Freiräumen vertreten sind, beispielsweise:

  • Hohe Lern- und Entwicklungsbereitschaft
  • Neugier, Dinge anders zu machen als bisher
  • Hohe Bereitschaft der Kooperation und Kollaboration mit anderen Mitarbeiter*innen, denn die meisten Kundenprobleme lassen sich nur im Zusammenspiel unterschiedlicher Menschen lösen
  • Eine offene und ehrliche Haltung den Kolleg*innen gegenüber; die Bereitschaft, offenes Feedback zu geben und sich auch mit erhaltenem Feedback auseinanderzusetzen
  • Mit-Denken, Mit-Entscheiden, Mit-Verantwortung
  • Der einzelkämpfende Held ist ein Auslaufmodell!

JEANNY GUCHER (Our Patterns.com): Zusätzlich zum fachlichen Knowhow sind sicher Eigenschaften gefragt, die vorher eher bei Führungskräften relevant waren, wie Entscheidungsfreudigkeit, Prioritäten setzen können und die Fähigkeit, zumindest sich selbst wirklich gut zu organisieren. Eine gewisse Offenheit und Selbstreflexion sind ebenfalls gefragt, werden doch Spannungen und Konflikte gemeinsam im Team besprochen und gelöst.


Neben dem Austausch im Open Space und in den Pionierstationen gab es an beiden Tagen KEYNOTES zum Schwerpunkt-Thema: DAS SPANNUNGSFELD ENTWICKLUNG <-> TEMPO.

Bernhard Kerres

Der Musiker und Unternehmer BERNHARD KERRES hat anhand von Überlegungen aus der Musik thematisiert, wie relevant die Frage des richtigen Tempos auch im unternehmerischen Alltag ist: Wann braucht es eine schnelle Taktung, wann braucht es Entschleunigung und Innehalten, Zeit für Reflexion? Wie schnell kann ein Meeting sein, wenn gegenseitiges Zuhören, um zu verstehen wichtig ist? 

Was hast du speziell aus dieser Keynote mitnehmen können?

STEFANIE SCHWAB (Teilnehmerin, Scrum Master, Personalerin):

BERNHARD KERRES steht auf der Bühne und schafft vom ersten Moment eine gewisse Intimität, die einen einfängt und nicht so leicht wieder loslässt. Der Musiker, Coach und Gründer eines erfolgreichen Startups eröffnet die Freiräume 2022, bewusst mit reduziertem Tempo und nimmt uns so alle mit.

KERRES hat uns eingeladen, uns einen Moment Zeit zu nehmen in einer Gesellschaft, wo immer alles schnell gehen muss. Wir treffen uns in Kleingruppen mit unterschiedlichen Tempi-Vorgaben. Per App schalten wir per Metronom Largo, Adagio, Andate und Presto Takte als Begleitung zu unserer Diskussion dazu. Wir sollten uns der Frage stellen: Wie Selbstorganisation und Personalverantwortung zusammenfinden können.

Ich hatte die erste Erkenntnis des Tages: ist man selbst Largo (langsam getaktet) kommt man bei Presto (Menschen die schnell getaktet sind) nicht zu Wort. Wir sollten uns daher bewusst entscheiden, mit welcher Geschwindigkeit wir leben und unser tägliches Tun begleiten. Doch nicht nur das eigene Tempo hat Relevanz – wie die Übung gezeigt hat, sollten wir auch schaffen zuzuhören. Nur so können wir uns auf unser Gegenüber einschwingen und im Einklang handeln.

JOSEF ZOTTER 

Der Chocolatier und Innovator am laufenden Band, JOSEF ZOTTER thematisierte anhand seiner persönlichen Lebensgeschichte mit vielen Ausflügen in Erfolge und Scheitern, wann Entwicklung im Rückblick zu schnell, zu langsam oder auch gerade im richtigen Tempo verlaufen ist. Der große Geschichtenerzähler hat sein Publikum dabei sehr leidenschaftlich mitgerissen.

MANUELA GRUNDNER (Veranstalter): Mich hat der Mensch JOSEF ZOTTER sehr beeindruckt, wie er da auf der Bühne steht und von seinen beiden beruflichen Laufbahnen mit allen Höhen und Tiefen erzählt. Er wirkt so authentisch, erzählt so faszinierend und grundehrlich und zieht damit alle Anwesenden in seinem Bann.

Wie er zu seinen Meinungen steht, aber auch dazu diese wieder zu verändern. In so einer Klarheit seine Entscheidungen trifft und sich nicht von seinem Weg und vor allem von seinen Werten abbringen lässt. Das empfinde ich als sehr bewundernswert.

Was er uns mitgeben will und wo auch wir als Freiräume Community gerne dahinter stehen ist sein Motto:

DIE MAXIMIERUNG DER MENSCHLICHKEIT IST DER GRÖSSTE GEWINN!


2023

Die nächste FREIRÄUME (UN)CONFERENCE wird am 12. und 13. Juni 2023 stattfinden.

Der Schwerpunkt für 2023 wird im Laufe des Herbsts festgelegt.

Sie haben jetzt schon die Möglichkeit, sich eines der begehrten EARLY BIRD TICKETS zu sichern und live inspirieren zu lassen!

Mehr Info und Tickets